Die Nacht war für mich sehr unruhig! Ich habe nicht viel
geschlafen und noch dazu lag ich etwa 2 Stunden mehr wach als schlafend in
meinem Bett und hab meinen Wecker nicht gehört! Eine halbe Stunde nach meiner
Zeit klopfte es an der Tür, ob ich denn nicht mal aufstehen möchte, wir müssen
schließlich 7.25 Uhr losfahren! Ich schaute auf mein Handy, 6.59 Uhr. Mein
erster Gedanke: „Putain!“. Um 7.04 Uhr saß ich bereits am Frühstückstisch und 5
Minuten später war ich auch schon fertig mit Essen, denn ich dachte, wir fahren
Viertel los. War wohl nichts… Wir erreichten aber den Bus noch pünktlich!
Das erste mal, dass ich die Rouener Schüler hautnah erlebte.
Ich blieb klein, schüchtern, unschuldig, wie ich nur mal bin, etwas Abseits
stehen. Sie begrüßten mich zwar, ich auch zurück, aber von der ganzen
Knutscherei hab ich präventiv Abstand genommen, indem ich die Hand ausstreckte,
ehe mir irgendwer zu nahe kommen konnte. Ich knutsch’ schließlich auch nicht
jeden oder jede! ;-)
Dann ging es mit dem Bus zur Eishalle. Davor warteten wir
gut und gern eine halbe Stunde, also warum früh so viel Stress machen? Nun ja,
zu meiner Freude wurde mir ein Austauschschüler vorgestellt. Er heißt Thilo und
kommt aus Göttingen. Ich mag Thilo, er spricht fließend deutsch, ob Ihr das
glaubt oder nicht. ;-)
Das heißt, wie haben
uns etwas auf deutsch unterhalten, als dann zwei vierzehnjährige Franzosen aus
Pierres Klasse ankamen und meinten in Franzosen-Deutsch, wir sollen uns doch
gefälligst auf französisch unterhalten. Ich war so perplex, dass ich darauf
nichts gesagt habe, denn ich dachte nicht, dass es für die beiden möglich wäre,
einen fehlerfreien deutschen Satz auf die Reihe zu bekommen. Meiner statt antworte
Thilo mit einem ganz klaren: „Non“. Ich fand ’s lustig, ich hab ihn leider
nicht großartig französisch sprechen hören. Ich kann Euch also nicht sagen, ob
er gut oder schlecht spricht, zumindest hat er mich vorgewarnt, dass die
Französischlehrer gern hochtrabendes Vokabular verwenden, bei dem selbst die
französischen Schüler Probleme haben, zu folgen. Nun gut, ich werde sehen, ich
habe schließlich morgen zwei Stunden Französisch.
Also ging es dann doch irgendwann rein in die Eishalle. Pierre
erklärte dem Sportlehrer, dass ich eigentlich in die „séconde 12“ gehe und
nicht in die 13. Also bekam ich keine Schlittschuhe, also das erste Mal, dass ich eine Eishalle
betrat, ohne Schlittschuh zu fahren! Das ist doch gemein oder? Ich habe
daraufhin den Lehrer gefragt, was ich machen soll und er sagte, ja du kannst
hier drin spazieren gehen. Ich hab nur mit „D’accord“ geantwortet und er sagte
gleich, dass ich sehr gut Französisch sprechen würde. Natürlich hab ich gleich
widersprochen, weil, wie will er das bitte anhand von zwei Worten feststellen?
Er antwortete darauf nur, dass mir der deutsche Akzent fehlt und er deswegen
denkt, ich spräche gut Französisch. Also drehte ich meine Runden um die
Eisbahn. Äußerst spannend müsst Ihr wissen… Letztendlich hab ich mich auf die
Tribüne gesetzt und des Menschen zugesehen, die ihre Choreographien auf dem Eis
laufen mussten. War mit unter sehr, sehr schön anzusehen. In Richtung lustig,
als auch in Richtung sinnvoll ausgedacht.
Nun ja, als wir endlich gehen durften fuhren wir mit Bus und
Métro zurück zur Schule. Pierre brachte mich in die Klasse, in die ich gehöre.
Erste Stunde mit der neuen Klasse: Histoire-Géo. Wunderbar, ich mag weder
Geschichte noch Geo! Hauptpreis, zumal wir momentan Geschichte machen und uns
in der Antike rum treiben, wenn ich das richtig verstanden habe. Zumindest
schwafelte die gute Frau etwas von Perikles und Athen und Demokratie. Ich habe
auf die attische Demokratie geschlussfolgert. Wir schreiben auch demnächst eine
Arbeit darüber. Schön oder? ;-)
Was mich aber sehr verwirrte, dass mich die Madame auf Deutsch
ansprach, ob ich denn mitkomme. Ja klar, sie wird freitags ja auch mit uns den Geschichtsunterricht auf Deutsch
durchnehmen, aber ich konnte sie kaum verstehen, da sie auf einmal sehr leise
sprach, als sie auf Deutsch umschwankte und noch dazu klangen die Sätze etwas
nach grammatischem Blödsinn, aber wie gesagt, ich hab sie kaum verstehen
können. Ich saß neben Alexis, er war so freundlich, mich mit in sein Buch
schauen zu lassen. Als nächstes stand Deutsch an. Mit der Klassenlehrerin. Gar
nicht so schlecht, eine Deutsche als Klassenlehrerin zu haben, da man seine
Probleme so leichter regeln kann. Sie dachte zwar ich sei aus Berlin und bleibe
nur vier Wochen, aber ich hab sie über den Irrtum aufgeklärt. Sie scheint sehr
nett. Und die Deutschhausaufgaben habe ich noch in der Schule gemacht. Vorbildlich,
nicht? ;-)
Sie bestand darin die Verben: nehmen, setzen, lesen, fahren,
sein, gehen, fangen, bleiben und was weiß ich, zu übersetzen ins Französische
und sie in der dritten Form Singular zu konjugieren. Im Präsens, Imperativ, Präteritum
und Perfekt zwei samt Hilfsverb. Na ja, geht ja schnell als Muttersprachler!
;-)
So nach Deutsch ging es erstmal Essen, man hält die Karte an
ein Lesegerät, das einen dann durch so eine Drehschranke lässt. Dann nimmt man
sich ein Tablett. Am ersten Stand gibt es Besteck, Baguette und Gläser. Am
zweiten dann die Vorspeise, wenn man so ein Blätterteiggebäck mit Käsefüllung
dem Salat vorzieht, und die Hauptspeise. Am dritten Stand gibt es dann die
Salate und am vierten Käse und Dessert. Heute gab’s Cordon bleu und Pommes. Ich
hab in der neuen Klasse schnell Anschluss bei ein paar Mädchen gefunden. Sie
heißen Elise, Mathilde, Diane, Helene, Julie und Lily, mit ihnen war ich auch
in der Kantine. Danach hatten wir Physik-Chimie, sie haben einen Test
geschrieben, ich logischerweise nicht. Ich habe Deutschhausaufgaben gemacht und
danach gelesen. Wir hatten danach eine Freistunde, in der wir uns ins Foyer
zurückgezogen haben und gequatscht haben. Nach der Freistunde war noch eine
Stunde Englisch angesagt. Das ist vielleicht lustig. Die Franzosen mit ihrem
französischem Akzent und die Englischlehrerin, die es relativ gut spricht hängt
an jedes Wort dieses stille ‚e’ an. Ich konnte mich teilweise kaum noch halten.
Die Lehrerin nannte mich die ganze Zeit Nicolas, bis wir ihr am Ende der Stunde
gesagt haben, dass es Nico heißt und sie hat gefragt, ob das mit zwei k geschrieben
wird. Ich war so schockiert, dass ich ihr nicht mal sagen konnte, dass es nur
ein c ist. Aber ich habe es geschafft. Nach dieser Erholungsstunde hatten wir
noch anderthalb Stunden science d’économie et soziologie. Das langweiligste
Fach, was ich je hatte, der Lehrer sprach durchweg, wir mussten jedes Wort
mitschreiben, ich hatte absolut keinen Erfolg und dann gab er noch tonnenweise
Hausaufgaben auf. Wahnsinn, das war einfach nur krank. Aber nächsten Montag ist
die Schule, weil in Frankreich ein Feiertag oder so was ist. Ich hab da nichts
dagegen ;-)
Aber ich hatte noch einen Grund, mich heute besonders zu
freuen. Am Donnerstag in Sport geht es auch für mich Schlittschuh fahren!!! YEAH!!!
Als wir aus der Schule heim kamen, Pierre hat mich unterwegs
aufgesammelt, wollte die Mutti grad Brot, also Baguette, kaufen gehen, ich
schloss mich ihr an. Als wir wiederkamen begann sie, das Abendessen
vorzubereiten. Nach 8 aßen wir auch schon. Es gab Pute, dazu für mich den Rest
Blumenkohl und Crème und für die anderen Maronen. Ich mag Maronen nicht, ich
habe sie zwar probiert, aber sie sind mir zu matschig. Pute auf französische
Art zubereitet ist genauso lecker, wie alles andere. Bisher ist die
französische Küche doch sehr zu empfehlen. Danach wie üblich Käse und der
Nachtisch bestand heute aus den Kuchenresten und dazu eine Crème anglais, ich
hätte es Vanille Pudding zu flüssig genannt, aber nein, es ist eine englische
Crème, die nicht sehr cremig sondern eher flüssig ist :’D
Mehr gibt es für heut nicht, außer dass die Mädchen in der
Schule dachten, ich sei bilingual aufgewachsen. Sie wollten mir partout nicht
glauben, dass weder meine Mutter noch mein Vater französisch sprechen.
Dann mal gute Nacht, Ihr Lieben!
Euer Nico
Also sprichst du doch gut Französisch... akzeptiere das doch nun einfach mal... gut bei deinem Lehrer kann ich es noch verstehen, aber wenn schon andere Fragen ob du bilingual aufgewachsen bist?
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