Zum Sonntag bleibt nicht viel zu sagen. Es gab weder einen
Adventskerze noch Dekoration im Haus?! Das ist für einen Deutschen natürlich
unglaublich… Aber das hat man davon, wenn man nach Frankreich abhaut. Ich werde
mich damit arrangieren müssen. Ich habe mich nicht auch die Suche nach
Weihnachten gemacht, wie ich es Euch sagte. Aber dafür später. Was war ich
froh, am ersten Dezember, den Adventskalender wenigstens öffnen zu können! J
Montagmorgen wussten wir schon, dass wir nur zu 5 Unterricht
haben würden. Und zwar zwei Stunden lang. Eine davon Französisch und eine
Mathe. In Französisch spielten wir ‚Mix mots’, was so viel wie ‚gemischte Worte’
heißt. Ein Spiel, ähnlich wie Scrabble, bei dem es eine gewisse Anzahl
Spielsteine, mit je einem Buchstaben drauf, gibt. Ziel des Spieles ist es, ein
Wortgitter zu erstellen und dabei alle Spielsteine zu verwenden. Natürlich auf
Französisch, das macht es für mich interessanter. Um das ganze nicht zu einfach
zu machen, gibt es noch einige Regeln. Erstens: Man beginnt mit sechs Steinen,
wenn einer alle verbaut hat, sagt er ‚mix mots’ und alle Spieler nehmen zwei
neue Buchstaben hinzu. Und es geht so weiter, bis einer am Ende alle Buchstaben
in seinem Gitter untergebracht hat. Also, wer es noch nicht verstanden hat,
alle spielen gleichzeitig. Regel Nummer zwei sind die Joker, die man für jeden
Buchstaben einsetzen kann! Und die dritte Schwierigkeit besteht darin, dass es
einen Spielstein gibt, der die Buchstaben k, w, x, y, z beinhaltet. Das
besondere an ihm ist, dass der, der ihn zieht, dann gleich ein Themengebiet
sagen muss, aus welchem jeder dann auch wenigstens ein Wort im Gitter haben
muss. In der ersten Runde hatte ich diesen Stein und schon, dank des Lehrers,
ein sehr komplexes Wort für ein Getränk. Das heißt im Endeffekt, habe ich die
erste Runde, mit etwas Unterstützung sogar gewonnen. Die zweite nicht, aber die
dritte wieder. Und da war die Unterstützung nur ganz gering. Und zwar ging es
drum, dass man einen Notennamen im Gitter haben muss. Das Problem an der Sache
ist, dass die Noten in Frankreich anders heißen, als in Deutschland. Mi, Re,
Do, Sol… Ja, das ist schon ein komisches System. Aber zwei von sechs Runden
gegen vier Franzosen zu gewinnen, ist doch schon eine Leistung oder?
Darauf folgte dann eine Stunde Mathe, in der wir ein paar
einfache Aufgaben in Gruppen lösten. Das bessere war dann jedoch, dass wir drei
Freistunden hatten, die direkt auf Mathe folgten. Die erste verbrachte ich mit
Cloé. Wir machten die SES Hausaufgaben und ich half ihr bei Deutsch, nebenbei
habe ich sogar noch Fehler auf dem Arbeitsblatt gefunden. :o
Als die Stunde um war, die anderen 4 hatten grade
Französisch, sind wir mit dem Bus in die Stadt gefahren und haben bei McDonalds
zu Mittag gegessen. Das war vielleicht mal lustig! Hugo, Alexis, Chloé, Cloé,
Stacy, Emelie und ich. Hugo hat freundlicherweise für mich bestellt, weil mir
die Frau zu schnell und zu undeutlich gesprochen hat, noch dazu sprach sie mich
erstmal volle Kanne mit ‚Bonjour Madame’ an. Ihr Glück, dass sie sich direkt
danach korrigierte. ;-)
Das Essen an sich, also Pommes Frites und die Burger,
schmecken besser als in Deutschland, muss ich sagen. Aber das Eis nicht.
Übrigens gibt es dort einen WC-Code. Also ein Code den man zum
Auf-Toilette-Gehen eingeben muss. Sonst kommt man nicht rein. Es gibt auch
Automaten, an denen man bestellen kann, wenn man keine Lust auf die Bedienung
hat, die Jungs ‚Madame’ nennt. ;-)
Weiter ging es mit einer Stunde Physik, er hat natürlich
seinen Unterricht fortgesetzt, das ist etwas doof, weil er wirklich der einzige
Lehrer ist, der das macht. Darauf hatten wir wieder eine Freistunde, in der Cloé
mir dann für meine Geschichtsaufgabe für Frankreich half, da sich das ohne Buch
immer etwas schwierig gestaltet. Aber selbst sie wusste nicht alles. Also werde
ich noch etwas recherchieren müssen. Fortgesetzt wurde mit Englisch, wo wir uns
weiterhin über New York unterhielten. Die Lehrerin korrigierte eine meiner
Fragen, die wir aufstellen sollten, weil sie ihr zu kompliziert war… Das ist
doch mal eine Begründung oder?
Nun ja, der Tag klang mit SES aus. Wir machten mal eine
Stunde zur Soziologie und er befragte irgendwann die Schüler, mit was sie denn
weiter machen wollen, nach der Seconde. Es gibt ja die Richtungen Sciènces (S-
Naturwissenschaften), Sciènces Economiques (S.E- Wirtschaft/Sozialkunde) oder
Littératur (L- Literatur). Also ging es dann der Reihe nach, S, SE, S, L usw. bis
er bei mir ankam, ich sagte, ich sei mir nicht sicher. Darauf erwiderte er,
dass er das spanische Schulsystem nicht kenne und denke aber, dass es ähnlich sei
mit der Spezialisierung. Ich guckte ihn etwas entsetzt an und sagte: Tut mir
Leid, aber vom spanischen Schulsystem habe ich auch keine Ahnung. Das war
vielleicht ein Lacher. Also ging der Tag lachend zu Ende. Zu Hause passierte
nichts Spannendes mehr.
Der Dienstag ging mit Mathe los, wo sie wieder der Meinung
war, sie müsse uns rechnen lassen. Laaaaaangweilig! Aber nun ja, wenn der
Lehrer etwas will und so… Zum Glück folgten zwei Stunden Französisch, in denen
wir wieder spielten. Diesmal ein Spiel ähnlich dem deutschen Tabu. Bloß, dass
wir das Spiel vorher selbst erarbeiteten. Sprich, jeder hat 16 kleine
Zettelchen mit je zwei Worten pro Kategorie beschrieben. Es gab vom
Alltagsgegenstand über die erfundene Person zum Tier acht Kategorien. Wir
wurden in zwei Gruppen geteilt zum Spielen. Der Lehrer war in unserer, wegen
mir. Deshalb sahen die Gruppennamen so aus: ‚Eux’ und ‚Nous’, also ‚die’ und ‚wir’.
Begonnen haben wir einfach, also alle Worte durften verwendet werden, außer dem
Wort an sich. Jede Gruppe durfte so viele Antworten, wie sie wollten geben, um
die richtige zu finden. Das war etwas unfair, da die anderen ständig ‚Sarkozy’ oder
‚Hollande’ hatten, was dazu führt, dass mit dem Wort Präsident die zwei Namen
kamen und ein Punkt an die anderen ging. Die Runde zwei war schon schwerer, man
durfte nur ein Wort verwenden! Und Runde drei war dann nur noch Pantomime! Das
war wieder machbar! Letztlich haben wir verloren, aber nicht so hoch, wie
anfänglich erwartet, bei der Pantomime haben wir aufgeholt!
Die Mathestunde ging zum Glück auch vorbei, sodass wir essen
gehen konnten. Englisch fiel aus, da alle Englischlehrer von irgendwelchen
Menschen geprüft wurden, warum auch immer und in der Stunde drauf hatten wir
statt, Geo, was ja ausfällt. Deutsch Literatur. Ich habe an meinem Text
gearbeitet und mir die Konjugation zum Passé simple aufgeschrieben und Alexis
ist mit Frau Olivier seine Sätze durchgegangen. Als wir fertig waren, machten
wir etwas zusammen. Alexi machte aus einem deutschen Stichpunkt zu Lyonel
Feiniger einen deutschen Satz und ich den entsprechenden französischen im passé
simple. Das ist eine Übung, die wir zusammen machen können und die uns beiden
hilft.
Die Stunde darauf bin ich Madame Olivier in die 1ère ABI
gefolgt. Die sprechen sehr gut Deutsch, man hört trotzdem diesen unverkennbaren
französischen Dialekt raus, wobei es schwerer ist, ihn zu vernehmen, als in
anderen Klassen. Danach war mein Tag zu Ende und ich konnte Heim.
Am Mittwoch, also heute, fingen wir wieder mit einer Stunde
Französisch an, in der wir ‚Time’s up’ spielten. Ergo das gleiche Spiel, wie am
Vortag, nur dass nur berühmte Persönlichkeiten enthalten sind. Das ist
natürlich für mich etwas schwierig, da sie ja auch Französisch benannt wurden.
Der erste, den ich zog war Dumbledore. Ach ja, wir waren auf Pantomime
angewiesen. Das ging noch und wurde gelöst. Nach unzähligen, die ich nicht
kannte, fand ich Cléopâtre oder Kleopatra zu Deutsch. Ich habe überlegt und es
versucht, bin jedoch zu keinem Ergebnis gekommen, die anderen haben es nicht
erkannt. Als ich später dann Aristoteles anhand einer seiner Theorien
pantomimisch darstellen wollte, haben sie komplett gestreikt. Dabei fand ich es
so gut, was ich gemacht habe! Ich musste sie im Nachhinein noch erklären! Aber
die kannte ich noch aus der 8. Klasse Ethik! Die hat mich so gefallen, die
vergesse ich nicht mehr. Darauf folgten zwei Freistunden, was ganz schön
anstrengend sein kann, wenn man einfach nicht mehr weiß, was man machen soll. Nun
gut, auch die gingen rum und wir hatten Physik, wo der Lehrer erstaunt war,
dass ich ohne großes Tamtam, Mikrosekunden in Sekunden umrechnen kann. Da ist
doch nichts dabei! Und er wollte mir ankreiden, dass ich mit Kilometer pro
Sekunde gerechnet habe, statt mit Meter pro Sekunde. Aber wenn km/s und km
gegeben sind, ist es doch Quatsch das umzurechnen, wenn sich die Kilometer eh
wegkürzen! Na ja, ich denk wahrscheinlich anders als er.
Nachdem ich Schulschluss hatte, traf ich vor der Schule auf Thilo,
Pierre und Guillaume, die auf dem Weg zum Bus waren. Thilo fragte: ‚Schon aus?’
Und die beiden Franzosen haben es nicht ganz verstanden und sich ihren Reim
drauf gemacht und waren etwas geschockt, als ich mit ‚Ja’ antwortete. Denn sie
verstanden im Endeffekt, dass ich gesagt hätte, dass Thilo schön aussieht. Aber
hässlich ist er nicht, von daher wäre es ja nicht mal gelogen. ;-)
Aber das passiert nun mal, wenn man anderes Vokabular
verwendet, als sie in der Schule lernen, Thilo! :-P
Zuhause angekommen entschied ich mich irgendwann doch mal in
der Stadt nach Weihnachten zu suchen, wo ich schon am Montag, auf dem Weg zu
McDo, vier Hütten, die anscheinend zum Weihnachtsmarkt gehören, gefunden habe. Doch
bevor ich mein Augenmerk auf Weihnachten legte, lenkte ich es auf die
Nikolausgeschenke, die ich mal besorgen sollte. Aus Ermangelung schöner Tüten,
wie ich sie im Internat sonst hab, nahm ich Gefrierbeutel. Sieht zwar
primitiver aus, aber es gab nichts anderes. Dann dachte ich, da es in
Frankreich nicht so üblich ist, dass die Kinder was vom Nikolaus bekommen, gibt
es nicht nur was für die Familie, sondern auch etwas für die Klasse, da wir nur
9 Leute sind, im Moment. Bei voller Besetzung hätte ich mich kategorisch
dagegen entschieden, glaube ich. Also habe ich heute abwechselnd
Kinder-Schokobons, Bonbons und Erdnüsse in Tütchen gefüllt und diese schön
verschnürt. Ich schreibe das auch mal ganz freizügig hierein, denn ich gehe
nicht davon aus, dass einer der Betroffenen das hier lesen geschweige denn
verstehen wird, ehe Nikolaus ist. Da der gute Mann ja fast ein Namensvetter ist
und an dem Tag auch mein Namenstag ist, will ich mich mal dazu nieder lassen,
anderen eine Freude zu bereiten! Es ist bald Weihnachten, da denk ich sowieso
anders.
Aber zurück in die Stadt. Ich habe ernsthaft noch
Weihnachten gefunden! Ob Ihr es glaubt oder nicht! Erst habe ich mich
verlaufen, dann wurde es dunkler und ich sah Licht. Licht der
Weihnachtsbeleuchtung und ich arbeitete mich die Straßen entlang, die
erleuchtet waren und kam letztlich wieder an einen Ort, den ich kannte. Die
neue Kirche, von der ich schon mal erzählte! Dort steht nämlich ein Riesenrad,
zu dem ich ursprünglich gelaufen bin. Und ein paar Straßen weiter kommt man
dann auf den richtigen Weihnachtsmarkt an der Notre Dame. Nicht zu vergleichen
mit einem deutschen, denn die verkaufen dort alles. Von Schmuck über
Plüschtiere bis zum Holzarmband. In Deutschland ist man ja eher die Erzgebirgsschnitzerein
und gebrannte Mandeln gewohnt. Hier läuft man eher Maiskolben, die gegart
worden über den Weg. Und letztlich kam ich am Stand der Städtepartnerschaft
Rouen-Hannover an und dachte, einfach mal Deutsch zu sprechen, weil Hannover
eine deutsche Stadt ist. Nun gut, ich wurde nicht verstanden und er wurde eine
Deutschlehrerin, die ihre Zeit an dem Stand verbracht, herangeholt. Sie
ergatterte nach einem Gespräch mit mir meine Emailadresse und Handynummer, weil
sie mich gern mal für einen Konversationsabend, den sie mit ihren Schülern
machen will, heranholen möchte. Es bietet sich natürlich an. Und ich kann dabei
auch nur lernen! Sie unterrichtet Erwachsene und keine Kinder, da sie letztes
Jahr an 6 Schulen war und 18 Stunden die Woche unterrichtete, also im Schnitt 3
Stunden an jeder Schule hatte und das ist doch etwas komisch. Für eine
gebürtige Franzosin spricht sie sehr, sehr gut Deutsch!
Die Vorsuppe fiel heut mit der Hauptspeise zusammen. Es war
eine Gulaschsuppe. Komischerweise aber nicht mit dem typischen
Gulaschgeschmack. Die Soße war süßlich, das war komisch. Und zum Dessert gab es
Plätzchen, wird Zeit, dass ich am Wochenende welche backe, da ich die
Plätzchen, die es heute gab nicht mochte, sie waren nicht das, was ich gewohnt
bin, glaub ich.
Morgen gehe ich nach der Schule mit Alexis ins Kino, wir
gucken die Tribute von Panem Teil 2.
Euch eine gute Nacht und bis demnächst.
Euer Nico.
Genau das richtige für halbfünf am Morgen...
AntwortenLöschenwie lange halten sich gebrannte Mandeln eigentlich in etwa?
Ich hab keine Ahnung, wie lang sich gebrannte Mandeln halten!
AntwortenLöschenHier werden keine verkauft! :o